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einBlick: Dividenden als Stabilisator für das Depot

In der öffentlichen Wahrnehmung ist es lange Zeit ruhig um Dividendentitel geblieben. Bis vor einem halben Jahr schien sich die Welt nur um die großen Wachstumstitel aus dem Technologiesektor zu drehen. Dann kam der Einmarsch in die Ukraine sowie steigende Leitzinsen. Dividendenfonds konnten in diesem Umfeld ihre Stärken ausspielen und sorgten für Stabilität in den Portfolios. Dividendenwerte gelten als sicherer Hafen für Anleger, weil sie sich in der Regel auch in volatilen Marktphasen auf Ausschüttungen verlassen können. In Korrekturphasen können Dividenden ein Puffer gegen Kursverluste sein.

Aber auch langfristig tragen Ausschüttungen einen entscheidenden Teil zur Aktien Performance bei. Untersuchungen über längere Zeiträume zeigen, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel des durchschnittlichen Aktienertrags aus Dividenden stammt. Bestes Beispiel ist hierfür der Deutsche Aktienindex: Der Dax wird in der Regel als sogenannter Performanceindex angegeben. In diesem werden neben den Kursbewegungen auch alle Ausschüttungen berücksichtigt. Vergleicht man den Dax mit seinem Kursindex (also ohne Dividenden) über die letzten zehn Jahre, hat der Performanceindex die doppelte Rendite erzielt. Dieser Renditevorteil beruht auf dem Zinseszinseffekt, der sich ergibt, wenn die jährlich erhaltenen Dividenden konsequent in Aktien reinvestiert werden.

Doch worauf ist bei der Titelauswahl zu achten? Leider orientieren sich zu viele Anleger hier ausschließlich an der Dividendenrendite. Diese drückt zwar sehr klar das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Ausschüttung aus, allerdings kann auch ein starker Kurseinbruch die Dividendenrendite interessant wirken lassen. Hohe Dividenden in der Vergangenheit sind auch nicht zwangsläufig ein Indikator für hohe Dividenden in der Zukunft. Warnende Beispiele für deutsche Anleger waren etwa die Energiekonzerne RWE und Eon sowie die Deutsche Bank. Alle der genannten Unternehmen wiesen in der Vergangenheit sehr attraktive Dividendenrenditen auf – bevor die Geschäfte schlechter liefen und zuerst die Kurse deutlich fielen. Mit den sinkenden Gewinnen fielen in der Folge auch die Ausschüttungen an Anleger, die damit gleich doppelt getroffen wurden.

Anleger sollten daher nicht nur auf die vielbeachteten „Dividendenaristokraten“ setzen. Also Unternehmen, die eine möglichst lange Historie steigender Dividenden aufweisen. Entscheidender ist der Blick nach vorne und damit auf das erwartete Dividendenwachstum. Die höheren Ausschüttungen der Zukunft sind dabei eng mit dem Ertragswachstum der Firmen verknüpft. Denn nur steigende Gewinne ermöglichen auch wachsende Zahlungen an die Anleger.

Unter dieser Prämisse ist auch nicht verwunderlich, dass immer mehr asiatische Aktien in den Blick der Experten rücken. Die Region lag in der Vergangenheit zurecht kaum im Fadenkreuz von Dividendenjägern, da die Ausschüttungen nicht mit Unternehmen aus den USA und Europa mithalten konnten. Dies gilt heute nicht mehr: Inzwischen verläuft das Dividendenwachstum in Asien deutlich dynamischer als in den westlichen Industrienationen. Aktuell liegt es sogar deutlich über der Inflationsrate. Für Asien sprechen auch die vergleichsweise günstigen Bewertungen und die breite Diversifikation der Dividendentitel über verschiedene Sektoren. Nicht umsonst steigt die Gewichtung von asiatischen Aktien auch in vielen Dividendenfonds

Wichtigster Aspekt bei der Auswahl der attraktivsten Dividendentitel ist aber die Nachhaltigkeit. Es geht in diesem Fall aber nicht speziell um ökologische oder soziale Aspekte. Vielmehr ist damit gemeint, dass Ausschüttungen weder Investitionen verhindern noch eiserne Reserven aufzehren sollen. Es ist also wichtiger, woher die Dividenden stammen, als ihre absolute Höhe. Die Zahlung sollte möglichst aus dem erzielten Überschuss erfolgen und auch in schwierigen Zeiten sollte nicht die Substanz des Unternehmens angegriffen werden. Versuchen Unternehmen über hohe Dividenden die Anleger bei Laune zu halten, kann das kurzfristig zwar positiv auf den Aktienkurs wirken. Auf lange Sicht leiden unter diesem Vorgehen aber zwangsläufig die Investitionen und damit die Grundlage für Gewinne in der Zukunft. Bei der Auswahl sind die jeweiligen Geschäftsmodelle, der Verschuldungsgrad, die Eigentümerstruktur, die Qualität des Managements, die Bilanz und die Wachstumsaussichten ganz entscheidend. Wirklich gute Dividendenwerte sollten also immer das Potenzial für langfristig steigende Dividenden haben.

In Anbetracht der aktuell sehr hohen Inflation haben hier alle Unternehmen einen Vorteil, die ihre steigenden Kosten an den Endverbraucher weitergeben und somit ihre Gewinne auf stabilem Niveau halten können. Dazu benötigen sie eine hohe Preismacht, über die häufig nur Monopolisten oder Unternehmen mit beherrschendem Marktanteil verfügen. Bestes Beispiel sind hierfür Versorgerunternehmen oder Firmen aus dem Gesundheitsbereich, auf die Verbraucher nicht ohne Weiteres verzichten können. Aber auch in anderen Sektoren finden sich Dividendenperlen, die auch in schwierigen Zeiten zu hohen Ausschüttungen in der Lage sind.

Fazit: Krisen bieten in der Regel gute Chancen für Dividendenfonds. Beispielsweise stiegen in den Jahren nach der Finanzkrise die Ausschüttungen pro Aktie jährlich um sieben Prozent. Dividenden sind aber kein Modetrend, der nur kurzfristig in bestimmten Marktphasen interessant ist, sondern sollte in der Vermögensallokation generell eine Rolle spielen. Auch wenn die Schere schon etwas zusammen gegangen ist, liegen die relativen Bewertungen von Dividendentiteln immer noch langfristig unter dem Niveau von Wachstumsaktien. Auch nach den vergleichsweise guten Ergebnissen der letzten Monate ist das Anlagesegment also noch nicht zu teuer geworden.

Gerade in Krisenzeiten ist es aber besonders wichtig darauf zu achten, dass die Ausschüttungen nicht aus der Substanz des Unternehmens gezahlt werden, sondern Gewinne auch für langfristig wichtige Investitionen verwendet werden. Hier müssen Fondsmanager genau hinschauen und sich nicht von hohen Dividendenrenditen blenden lassen.


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